Auf Augenhöhe mit den Besten

Erich-Kühnhackl-Ehrung für Freiburger Talent: Niclas Hempel wird als deutscher Nachwuchs-Verteidiger des Jahres 2023 ausgezeichnet

Philipp Grubauer, Daniel Fischbuch, Moritz Seider, Tim Stützle und Lukas Reichel: Allesamt sind das gestandene Nationalspieler, erfolgreich in DEL und/oder NHL. Kurz – eine Auswahl des Besten, was das deutsche Eishockey zur Zeit zu bieten hat. All diese Spieler eint aber noch eine Gemeinsamkeit: Die Auszeichnung zum besten Nachwuchsspieler ihres Jahrgangs durch die Erich-Kühnhackl-Stiftung. Kühnhackl bestritt in den 70ern und 80ern 211 Länderspiele und gilt als deutsche Eishockey-Legende. Seit 2003 zeichnet seine Stiftung den besten Goalie, den besten Verteidiger und den besten Stürmer des Nachwuchses aus. Ein weiterer Preis geht jedes Jahr an den Verein mit der besten Nachwuchsarbeit (2015 ging diese Auszeichnung an den EHC Freiburg).

In diesen illustren Kreis gesellt sich in diesem Jahr Niclas Hempel. Mit seinen Leistungen in der vergangenen Saison zog das 15-jährige Verteidiger-Talent des EHC Freiburg bundesweit die Blicke der Verantwortlichen auf sich. Niclas trat in der Saison 2022/23 auf den verschiedensten „Bühnen“ auf. 22 Spiele absolvierte er für sein „Stamm-Team“, die Freiburger U17 (27 Scorerpunkte: 17 Tore, 10 Assists). Hinzu kamen sieben Spiele für die U20 des EHC (10 Punkte: 5 Tore, 5 Assists), wobei er bei einem Spiel seinen Bruder Maurice im Tor vertrat und als Goalie fungierte. Weiterhin glänzte er – als einziger Spieler aus einem DEL2-Club – in 12 Spielen (1 Tor, 2 Assists) in der deutschen U16-Nationalmannschaft. Und zwischendurch verhalf er in den Playdowns in 8 Spielen der Schwenninger U17 zum Klassenerhalt (3 Assists).

Am Samstag, 1. Juli, wird Niclas Hempel nun in Neustadt an der Weinstraße von der Erich-Kühnhackl-Stiftung als bester deutscher Nachwuchs-Verteidiger 2023 geehrt – eine Ehre, die bisher noch nie einem Freiburger zuteil wurde. Kurz nachdem die Einladung Niclas erreichte, haben wir uns ausführlich mit ihm unterhalten.

EHC Freiburg: Niclas, herzlichen Glückwunsch zu dieser hohen Auszeichnung! Wie ging es dir, als Du davon gehört hast?

Niclas Hempel: Vielen Dank! Ich konnte das im ersten Moment gar nicht richtig verarbeiten. Ich bin erstmal eine Weile in den Garten gegangen und habe Pucks geschossen, um meine Gedanken zu sortieren. Natürlich bin ich sehr stolz auf diese Auszeichnung, das passiert nicht alle Tage.

EHC Freiburg: Deine letzte Saison war sehr ereignisreich und erfolgreich. An was erinnerst du dich besonders?

Niclas Hempel: Ich bin viel rumgekommen, ich war ständig unterwegs. Egal ob mit den Jungs aus Freiburg, mit der Nationalmannschaft in Skandinavien oder dann zum

Saisonende in Schwenningen. Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt, das hat großen Spaß gemacht. Besonders erinnere ich mich an die Reise mit der Nationalmannschaft nach Norwegen. Da habe ich ein Tor geschossen, war Assisting Captain der Mannschaft und wurde einmal zum Spieler des Abends gewählt. Das war ein absolutes Highlight – zumal es mein erstes Jahr bei der Nationalmannschaft war. Von Schwenningen wurde ich dann angefragt, ob ich Ihnen in den Playdowns helfen könnte, den Klassenerhalt in der U17-Division I zu erreichen. Mit Freiburgs U17 waren wir zu dem Zeitpunkt schon fix in der Division II für die nächste Saison. Da habe ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.

EHC Freiburg: Du bist also zufrieden?

Niclas Hempel: Teilweise hatte ich schon das Gefühl, dass da noch mehr drin gewesen wäre, gerade an Punkten (lacht). Nein, im Gegenteil, ich bin sehr zufrieden. Ich habe mich weiterentwickelt, körperlich und mental. Ich würde schon auch sagen, dass das Mentale eine Stärke von mir ist. Ich wurde schneller, habe an Spielverständnis, Übersicht und Aufnahmefähigkeit dazugewonnen. Ich habe dann von den verschiedenen Trainern und Mitspielern auch viel gelernt und viel Feedback bekommen. Ich sehe ganz klar, wo ich mich noch verbessern kann und muss. Aber ich sehe auch, dass ich auf einem guten Weg bin.

EHC Freiburg: In Summe waren es im letzten Jahr rund 50 Spiele für dich, nicht wenige davon nicht in Freiburg. Dazu kommen noch Training und Auswärtsfahrten, gleichzeitig besuchst du die Schule. Wie passt das alles zusammen?

Niclas Hempel: Ganz klar, ohne Disziplin und gutes Zeitmanagement geht das nicht. Die Zeit im Bus muss man dann zum Lernen nutzen. Aber klar, nach der Familie kommen die Schule und Eishockey als Erstes. Viel Zeit für anderes habe ich nicht. Jeden Tag wird natürlich trainiert, meine Familie hat zum Glück einen schönen Garten, da kann ich viel machen, Krafttraining, Pucks schießen und so weiter. Meine Familie unterstützt mich und steht voll hinter mir, da bin ich sehr dankbar.

EHC Freiburg: Diese Auszeichnung ist nun die Krönung für ein erfolgreiches Jahr?

Niclas Hempel: Die kommt natürlich hinzu. Ich habe wahninnig viel erlebt in diesem Jahr, hatte die Ehre, in der EBW-Auswahl und in der Nationalmannschaft zu spielen. Das sind alles Dinge, auf die ich sehr stolz bin. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich diese Auszeichnung im Vorfeld gar nicht auf dem Radar. So musste ich erstmal überhaupt verarbeiten, aus allen Verteidigern Deutschlands ausgezeichnet worden zu sein. Aber erst danach, als ich mich etwas eingelesen hatte, wurde mir bewusst, was das für eine Auszeichnung ist. Wer vor mir alles ausgezeichnet wurde, ein Moritz Seider, oder ein Tobias Ancicka zum Beispiel. Ich sehe das aber nicht als Einladung, mich auszuruhen. Ich bin stolz auf alles und freue mich, aber es geht natürlich weiter.

EHC Freiburg: Wie soll es jetzt weitergehen?

Niclas Hempel: Ich bin jetzt in der Abschlussklasse in der Realschule und lerne gerade auf die letzten Prüfungen. Im Herbst möchte ich dann mit der Schule

weitermachen und parallel weiter trainieren. Dass ich Abitur mache, ist mir und meiner Familie sehr wichtig, wir alle wissen, wie schnell man sich in diesem Sport verletzen kann. Ansonsten trainiere ich weiter und gebe auf dem Eis und abseits davon mein Bestes. Ich will mich auf jeden Fall weiterentwickeln.

Pro Eissport Südbaden